Videocontent für Unternehmen muss seriös sein. Klar strukturiert. Sachlich. Kein Platz für Klamauk, richtig?
Falsch. Oder zumindest nicht ganz richtig.
Denn Humor ist nicht gleich Klamauk. Und auch in der nüchternen Welt der Unternehmenskommunikation darf gelacht werden – ja, manchmal muss sogar. Vorausgesetzt, man weiss, was man tut. Und genau da liegt der Unterschied.
Fakten sind gut. Gefühle sind besser.
Wer an Unternehmensvideos denkt, denkt oft an Fakten, Zahlen, Argumente. An PowerPoint-Folien, weisse Hemden, lange Entscheidungsprozesse. Aber: Entscheidend sind immer noch Menschen – ob im B2B oder B2C. Und Menschen reagieren auf Emotionen. Auch im Business-Kontext.
Ein guter Witz, ein charmantes Augenzwinkern oder ein absurdes Bild bleiben nicht nur länger hängen. Sie machen Inhalte sympathischer. Greifbarer. Und erhöhen die Chance, dass die Kernbotschaft überhaupt ankommt.
Gerade Erklärvideos leben von klarer Kommunikation. Aber sie leben auch von Relevanz – und die entsteht oft dann, wenn Inhalt und Stil ein kleines bisschen überraschen.
Humor, der nicht stört, sondern stärkt
Es geht nicht darum, ein Comedy-Video zu drehen. Es geht um Tonalität, Inszenierung, Pointierung. Humor kann subtil sein oder direkt. Trocken oder verspielt. Visuell oder sprachlich. Entscheidend ist, dass er zur Marke passt – und zur Zielgruppe.
Für viele Unternehmen ist das ungewohnt. Man möchte professionell wirken. Seriös. Und auf keinen Fall in ein Fettnäpfchen treten. Verständlich. Aber genau deshalb ist es sinnvoll, Humor nicht zufällig, sondern strategisch einzusetzen.
Ein Beispiel aus der Praxis: PostFinance
Für PostFinance durften wir ein Recruiting-Video produzieren. Das Ziel: Junge Talente für das Trainee-Programm begeistern.
Wir hätten Fakten aufzählen können. Oder Testimonials zeigen. Stattdessen haben wir mit einem einfachen, unerwarteten Bild gearbeitet:
Eine Mitarbeiterin spricht gerade über Business Innovation – und wird plötzlich von einem riesigen gelben Gymnastikball aus dem Bild katapultiert.
Was bleibt hängen? Der Überraschungseffekt. Die Selbstironie. Der Mut, sich nicht zu ernst zu nehmen. Und gleichzeitig: die Botschaft. Denn danach wird klar kommuniziert, was das Programm bietet und wie man sich bewirbt. Der Humor ist Türöffner – nicht Ablenkung.
Ein zweites Beispiel: Balmer Etienne
Auch Balmer Etienne hat sich bewusst für Humor entschieden – und zwar im neuen Imagefilm. Statt Hochglanz-Slogans gibt’s ehrliche Gesichter. Subtile Pointen. Und Dialoge, die man so nicht erwartet hätte.
Das Besondere: Der Film schafft es, gleichzeitig kompetent und sympathisch zu wirken. Er vermittelt ein Gefühl – nicht nur Fakten. Und gerade im Bereich Steuerberatung und Treuhand ist das ein mutiger, aber effektiver Weg.
Humor funktioniert auch in komplexen Themen
- Humor macht komplexe Inhalte zugänglich
Viele Erklärvideos behandeln erklärungsbedürftige Produkte oder Dienstleistungen. Ein gut platzierter Witz oder eine bildhafte Übertreibung kann helfen, trockene Themen anschaulich zu machen. - Humor erzeugt Nähe und Sympathie
Marken, die über sich selbst lachen können, wirken menschlicher. Greifbarer. Das baut Vertrauen auf – besonders bei Erstkontakten. - Humor bleibt im Gedächtnis
Menschen erinnern sich nicht an alles, was sie sehen. Aber sie erinnern sich an das, was sie fühlen. Und Lachen ist ein Gefühl, das wirkt – auch nach dem Video. - Humor ist ein Differenzierungsmerkmal
In einem Umfeld voller sachlicher Inhalte fällt das Unternehmen auf, das den Mut hat, anders zu kommunizieren.
Humor zeigt sich nicht nur im Witz – sondern auch im Stil
Ein häufiger Irrtum: Wer Humor in Erklärvideos denkt, denkt sofort an Gags im Voice-Over oder lustige Dialoge. Aber Humor ist viel mehr – und muss nicht zwingend textlich passieren.
Gerade in animierten Erklärvideos lässt sich mit visuellem Humor arbeiten:
- Figuren mit überzeichneter Mimik
- überraschende Perspektivwechsel
- ironische Bildvergleiche
- visuelle Metaphern, die übertreiben oder brechen
Die Sprache bleibt dabei sachlich und professionell. Inhaltlich wird sauber erklärt, visuell wird geschmunzelt. Das ist ideal für Themen, bei denen Seriosität zentral bleibt – etwa in der Medizin, Technik oder im Finanzbereich.
In Realfilm-Videos hingegen entsteht der Humor oft eher in der Handlung, im Schnitt oder im Schauspiel. Hier lebt die Pointe vom Überraschungsmoment, von Dialogwitz oder bewusst gesetztem Timing – wie z. B. beim gelben Ball im PostFinance-Video.
Kurz gesagt:
📽️ Realfilm: Humor eher in der Story / Szene
🌀 Animation: Humor eher im Stil / Look / Timing
Welche Form am besten funktioniert, hängt vom Thema, der Zielgruppe und dem gewünschten Ton ab. Und genau hier kommt die Konzeptionsphase ins Spiel.
Aber Achtung: Humor kann auch scheitern
Natürlich ist Humor kein Selbstläufer. Wer ihn falsch einsetzt, kann leicht danebenliegen.
Hier ein paar typische Stolperfallen:
❌ Der Humor passt nicht zur Marke.
Wenn eine seriöse Kanzlei plötzlich auf TikTok-Humor macht, wirkt das eher bemüht als überzeugend.
❌ Die Zielgruppe wird nicht verstanden.
Was für das interne Team lustig ist, kann für Kund:innen irritierend oder unverständlich sein.
❌ Die Pointe überschattet die Botschaft.
Wenn der Witz stärker wirkt als der Inhalt, bleibt zwar die Lacherinnerung – aber ohne Markenbindung.
❌ Der Humor ist zu beliebig.
Insider-Gags, Slapstick ohne Bezug oder flacher Wortwitz verpuffen oft wirkungslos.
Was braucht es also für humorvolle Erklärvideos?
✅ Fingerspitzengefühl
Nicht jeder Witz ist für jede Zielgruppe geeignet. Je genauer man sie kennt, desto gezielter kann man arbeiten.
✅ Relevanz
Humor sollte nicht zur Ablenkung werden. Er funktioniert am besten, wenn er die inhaltliche Aussage verstärkt – nicht überdeckt.
✅ Timing
Ob eine Pointe zündet, entscheidet sich oft im Schnitt. In der Tonlage. In der Bildkomposition. Humor ist Timing – und das kann man gestalten.
✅ Vertrauen ins Team
Wer Humor wagt, braucht ein gutes Gespür – aber auch Profis, die wissen, wo die Grenzen liegen.
Fazit: Humor ist kein Risiko. Humor ist Verantwortung.
Ein Video mit Humor ist kein Glücksspiel. Es ist ein bewusst gewählter Stil. Ein Zeichen dafür, dass eine Marke ihre Zielgruppe kennt – und sich traut, über klassische Kommunikationsmuster hinauszugehen.
Natürlich braucht das Mut. Aber auch Fachwissen, Erfahrung und ein klares Konzept.
Wenn’s gelingt, entsteht ein Video, das nicht nur verstanden, sondern auch gefühlt wird. Und genau das ist der Unterschied zwischen Information und Kommunikation.
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Gemeinsam vereinfachen wir eure Kommunikation.